Ü100

Dagmar Werner beleuchtet in ihrer Dokumentation acht hochbetagte Menschen, ihre lebensbejahende Haltung, ihre familiäre Bedeutung, ihren Humor und die Akzeptanz der positiven und negativen Ereignisse in ihrem Dasein. Der Film „Ü100“ behandelt viele Themenbereiche in die sich jüngere Menschen kaum oder gar nicht hineinversetzen können. Denn wie lebt ein Mensch über Hundert? Hat er Angst vor dem Tod? Und was ist wichtig für sie, um glücklich zu sein?

Ü100 - Der Film, Mutig. Witzig. Weise. Ein Dokumentarfilm über Hundertjährige!
Dauer: 81 Min.
Jahr:
Regie: Dagmar Wagner
Produzenten: Dagmar Wagner
Hauptdarsteller: Frank Schönfelder, Ruja Diebold, Erna Rödling, Ernst Strunz, Anna Pöller
Nebendarsteller: Theresa Steinberger, Hella Müting, Franz Xaver Schmid, Gerda Skowronek
Studio: picshot Film
Sprachen: Deutsch

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Eine Heidelberger Studie kam zu dem Ergebnis, dass das Alter keine Frage der Jahre ist, sondern die Lebenseinstellung der einzelnen Menschen. Auch mit gesundheitlichen Einschränkungen sind über Hundertjährige mit dem Leben zufrieden sind und leben nicht unbedingt in Pflegeheimen, sondern oft noch im eigenen Privathaushalt.

Besetzung, Regie und Drehorte

Die Allrounderin Dagmar Wagner ist nicht nur als Autorin bekannt, sondern arbeitet auch als Regisseurin, Moderatorin und Dozentin. Die diplomierte Psychologin hatte ihren Durchbruch im Filmgeschäft mit der Dokumentation „Das Ei ist eine geschissene Gottesgabe“ aus dem Jahr 1993. Von den Kritikern hochgelobt erhielt sie dafür den Dokumentarfilm-Nachwuchspreis. Im Genre Komödie hatte sie ihr Filmdebüt 1999 mit „Lupo und der Muezzin“.

Im Laufe ihres Lebens beschäftigte sich die erfolgreiche Autorin, mehr und mehr mit dem Älterwerden. Im Jahr 2013 dreht sie schließlich die Dokumentation „Ü100“, den sie mit einer Dauer von 53 Minuten beim „Starnberger Fünf Seen Festival“ vorstellte. Mit einer 30 Minuten längeren Laufdauer kam er 2017 in die Kinos.

Für die Dokumentation „Ü100“ übernahm Dagmar Wagner neben der Regie, die Produktion und schrieb das Drehbuch. Thomas Beckmann stand hinter der Kamera und der Editor Frank Schönfelder war für den Schnitt verantwortlich. Für die musikalische Untermalung sorgte Johannes Malfatti.

Wunderbare Protagonisten begleiten die Dokumentation, wie Hella Müting, Gerda Skowronek, Ruja Diebold, Theresia Steinberger, Ernst Strunz, Erna Rödling, Anna Pöller und Franz Xaver Schmid. Premiere hatte „Ü100“ am 5.April 2017 in Münchner Rio-Filmpalast zum „Tag der älteren Generation„. Ab den 6.April lief er Deutschlandweit in den Kinos.

Handlung & Inhalt vom Film „Ü100“

Erna ist bereits 106 Jahre alt und hat mit Sicherheit eine große Lebenserfahrung. Und doch ist sie offen für Neues. Auch als sie sich entschloss mit 97 Jahren in eine schmucke Seniorenresidenz zu ziehen. Denn dort entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Fußballspiel. Heute kennt sie die Fußballregeln durch ihre Beobachtungsgabe. Freistoß und Eckball, alles kein Problem für sie nur mit Abseits kann sie sich nicht anfreunden. Erna hat es richtig gemacht. Sie trainiert ihr Gehirn. Denn nur wenn die Gehirnzellen gefordert werden, regenerieren sie sich und bleiben jung.

Ernst ist mit seinen 103 Jahren immer noch ein leidenschaftlicher Tänzer und lebt nach wie vor in seinem eigenen Haus. Mit seiner Frau führte er 62 Jahre lang eine glückliche Ehe. Ihr Tod traf ihn tief und über ein halbes Jahr ging er nicht aus dem Haus. Und vielleicht hätte auch er seine Lebenslust verloren, wären da nicht die Familie und seine Freunde gewesen. Er fand wieder in seinen Alltag und zu seinen Hobbys zurück. Er ging zum Kegeln und zum Tanzen. Und es ist kaum zu glauben, mit 93 Jahren lernte er eine neue Partnerin kennen, mit der er fünf glückliche Jahre verbrachte. Auch mit 103 pflegt Ernst seine sozialen Kontakte und hat nichts gegen eine weitere zwischenmenschliche Beziehung.

Wird Hella gefragt, wie sie 103 Jahre alt werden kann, hat sie dazu ihre eigene Philosophie. „Es ist ja kein Verdienst“, wie sie sagt, „es ist ein Abwarten“. „Jedes Jahr wird sie geehrt, aber nicht wegen der eigenen Person“, wie sie meint, „sondern eben wegen ihres Alters“. Hella kann auf ein turbulentes Leben zurückblicken. Beruflich war sie Lehrerin und musste ganz alleine ihre fünf Kinder großziehen. Heute ist sie dankbar, dass ihre Kinder sich um sie kümmern. Aber trotz ihren altersbedingten gesundheitlichen Beschwerden, macht sie einen Großteil ihrer Arbeit noch alleine und greift nur auf Hilfe zurück, wenn sie sie wirklich braucht.

Theresia ist über ein Jahr bettlägerig. Trotz alledem hat die 101jährige ihren Humor nicht verloren. Denn sie ist umgeben von vielen Freunden und einer großen Familie. Sie hat den Beruf einer Hausangestellten ausgeübt und war ein Leben lang auf den Beinen. Einmal nicht mehr aufstehen zu können war ihre große Angst und eigentlich für sie unvorstellbar. Doch sie hat ihre Situation gemeistert und freut sich auf die häufigen Besuche von den Angehörigen und Bekannten.

Ruja mit mittlerweile 102 Jahren macht sich wenig Gedanken um ihr hohes Alter. Mit ihrer positiven Grundstimmung und ihr tägliches Klavierspiel schiebt sie alles Traurige zur Seite und genießt ihr Leben. Anna dagegen sieht ihr hohes Alter von 103 etwas kritischer. Seit sie im Rollstuhl sitzt, schlechter hört und sieht, beschäftigt sie sich mit dem Thema Tod. Für sie ist das Lebensende ein elementarer Teil ihres Daseins, über das sie sich ihre Gedanken macht. Gerda ist gerade 100 Jahre geworden. Doch schon lange hat sie erkannt, um wirklich alt zu werden, bedarf es viel Kraft, sowohl körperlich als auch geistig. Nach wie vor blickt sie optimistisch in die Zukunft, trotz ihrer körperlichen Einschränkungen.

Auch Franz ist 100 Jahre. In seiner Lebensgeschichte mit Höhen und Tiefen, beschäftigt ihn heute immer noch der Tod seiner Kinder, einem Zwillingspärchen. Es ist bereits 73 Jahre her, an Weihnachten und in den Kriegswirren. Geboren und Gestorben. Doch er glaubt weniger an eine Fügung Gottes, sondern denkt, dass jeder Mensch sein eigenes Schicksal hat, mit dem er unweigerlich verbunden ist. Um ein hohes Alter zu erreichen, so sieht Franz es, muss man den Anforderungen des Lebens mit seinen Stärken und Schwächen gewachsen sein.

Fazit & Kritiken zum Film „Ü100“

Die Dokumentation „Ü100“ von Dagmar Werner beschäftigt sich mit dem Leben von acht Über-Hundertjährigen. Sechs Frauen und zwei Männern. Einige leben in Seniorenheimen, die anderen noch in ihren Privathaushalt. Manche sind körperlich noch fit, während die anderen im Rollstuhl sitzen oder bettlägerig sind. Doch das Erinnerungsvermögen haben sie alle nicht verloren.

Sie erzählen von ihrer Jugend und ihrem Alltag, beschäftigen sich mit Tod und Leben. Wie Anna Pöller. Sie ist durch ihre physischen Einschränkungen der Meinung, es ist Zeit zu sterben. Doch sie hat Angst davor. Denn sie hat keine Vorstellung, was mit ihr passiert. Ruja Diebold dagegen interessiert ihr Alter schon lange nicht mehr. Und Erna Rödling? Sie genießt jeden Tag ihres Lebens.

„Ü100“ ist ein faszinierender Film über bereits vergangenes und angenommenes Leben, in dem es den Protagonisten gelingt teils humorvoll und heiter der jüngeren Generation ihre Lebenserfahrungen weiterzugeben. Denn nur so wird es gelingen in dieser gewinnstrebenden und perfektionierten Zeit, diesen wunderbaren Menschen gebührend zu Respekt zu zollen und sie als Bereicherung der Gesellschaft zu sehen.

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